
Protecting Whale Habitat
mit Felipe Ravina Olivares
Die junge Waldame Nika und der Meeresforscher Felipe Ravina Olivares haben eine ganz besondere Beziehung - und er kämpft dafür, dass ihr Lebensraum erhalten bleibt.

Felipe wuchs auf Teneriffa auf und wollte schon früh Meereswissenschaften studieren. Dass er später auch als Dokumentarfilmer arbeiten würde, ahnte er damals nicht - das Filmen und Schneiden brachte er sich selbst bei, um die einzigartigen Unterwasserwelten festzuhalten. Heute wirkt er als eine Brücke zwischen Forschung und Film und setzt sich mit seinen Dokumentationen und bei Demonstrationen für den Schutz der Umwelt und der Kanaren ein.
Felipe, was macht die Beziehung zwischen dir und Nika so besonders?
Nikas Verhalten ist einzigartig, weil sie unglaublich zutraulich ist - und das ausschließlich mir gegenüber. Während Wale normalerweise kurz neugierig sind und dann weiterziehen, bleibt Nika lange bei mir und sucht aktiv meine Nähe. Fast noch außergewöhnlicher ist das Verhalten ihrer Mutter, die vertrauensvoll Abstand hält, obwohl Walmütter normalerweise extrem beschützend sind. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel. Es ist eine außergewöhnliche, unbeschwerte Interaktion, die ich so noch nie erlebt habe.
Ist es nicht gefährlich, wenn sich ein Wal so zutraulich verhält?
Zuerst war ich sehr besorgt, aber zum Glück zeigt Nika dieses Verhalten nur mir gegenüber. In einem Gebiet mit so vielen Touristen, Booten und Jetskis könnte es sonst schnell gefährlich werden. Teneriffa hat große Probleme: Lebensraumverlust, illegale Walbeobachtungsboote, mangelnde Kontrolle und häufige Kollisionen mit Meerestieren.

Wie siehst du Whale-Watching-Touren in diesem Zusammenhang?
Eine Walbeobachtung kann ein wunderbares und prägendes Erlebnis sein, das oft den Wunsch weckt, diese faszinierenden Tiere zu schützen - vorausgesetzt, sie wird respektvoll durchgeführt. Leider halten sich viele Anbieter, selbst legale, nicht an die Regeln: Boote fahren zu nah und in Gruppen an die Wale heran, was die Tiere stresst und das Erlebnis trübt. Seriöse Anbieter vermeiden das. Wer eine Tour buchen will, sollte sich gut informieren, nicht nur Internetseiten und Schlagwörtern wie 'ökologisch' vertrauen, sondern am besten die Meinung von Einheimischen einholen. Im Zweifel ist es besser, auf fragwürdige Anbieter zu verzichten.
"Die Grindelwale in der Gegend leiden unter chronischem Stress. Trotzdem ist die Population bisher nicht geschrumpft."
Wie stehst du allgemein zum Tourismus?
Ich bin nicht gegen den Tourismus, aber gegen sein ungebremstes Wachstum. Teneriffa lebt bereits vom Tourismus. Warum brauchen wir noch mehr? Tausende Europäer kaufen Luxusvillen auf den Kanaren, und dazu kommen 18 Millionen Touristen im Jahr 2024. Das ist Wahnsinn. Unsere Infrastruktur ist überlastet, und Dörfer, die einst lokal und charmant waren, sind heute überfüllt mit Airbnbs. Langfristig gefährdet dieses Wachstum den Tourismus selbst.
Was schlägst du vor?
Die Kanaren werden als Paradies verkauft, in dem alles perfekt ist - und ja, es ist wunderschön hier! Aber ich finde es wichtig, dass Touristen sich auch der Kehrseite bewusst sind und respektvoll handeln, damit die Insel ihre natürliche Schönheit bewahren und auch in Zukunft Besucher empfangen kann. Wenn wir jetzt aufhören, weiter zu bauen und unkontrolliert zu wachsen, gibt es noch Hoffnung. Dann können wir endlich beginnen, die Probleme anzugehen, unter denen die Inseln leiden.

Denkst du, dass Nika und ihre Familie unter diesen Umständen sicher sind?
Die Grindwale in der Gegend leiden unter chronischem Stress, der durch das Chaos in der Gegend, die ständigen lauten Geräusche und Störungen verursacht wird. Für sie ist es, als würden permanent Bauarbeiten im eigenen Haus stattfinden. Trotzdem ist die Population bisher nicht geschrumpft. Die Wale bleiben, weil sie hier optimale Lebensbedingungen und ausreichend Nahrung finden. Wir hoffen also, dass sie sicher sind. Doch der zunehmende Druck könnte sie irgendwann zum Rückzug zwingen, wie es bei einer anderen Walgruppe bereits geschehen ist. Vielleicht ist es an einem anderen Ort friedlicher, aber dort gibt es weniger Nahrung und die Überlebenschancen sind geringer. Wir wissen nicht, wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird.
"Es geht nicht darum, den Tourismus zu stoppen, sondern das Wachstum des Tourismus zu stoppen."
Was hoffst du mit deinem Film zu erreichen?
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Dokumentarfilmen geht es in NIKA nicht nur um Fakten, sondern es gibt auch eine starke emotionale Komponente. Ich bin mir sicher, dass die Menschen berührt sind und sich in Nika und die Grindwale verlieben - und hoffentlich den Wunsch verspüren, sie zu schützen. Gleichzeitig soll der Film zeigen, dass die Kanaren kein perfektes Paradies sind. Wer hierher reist, sollte die Probleme kennen und sich respektvoll verhalten.