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Meeresschutz in Deutschland

OCEAN TALK mit Sebastian Unger

(Meeresbeauftragter der deutschen Bundesregierung)

In dieser OCEAN TALK Folge sprechen wir mit Sebastian Unger über seinen beruflichen Werdegang, der ihn zu seiner Rolle als Meeresbeauftragter der Bundesregierung geführt hat, sowie über den aktuellen Stand des Meeresschutzes in Deutschland.

Reaktiver Stickstoff – ein unsichtbares Problem

In unserem diesjährigen Programm steht das Thema Meeresschutz gleich bei zwei Filmen im Fokus.

In The Return to Antarctica geht es um den Schutz von Krill in der Antarktis. In Older Than Trees erfahren wir, wie Meeresschutzgebiete das Ökosystem einiger Seychellen-Inseln nachhaltig verbessert haben.

Doch wie geht es eigentlich unseren „eigenen“ Meeren?

Laut Informationen des Umweltbundesamts wird der aktuelle Zustand von der Nord- und Ostsee schon seit längerer Zeit als nicht gut bewertet. Viele Fischbestände sind durch jahrelange Überfischung gefährdet. Auch für Meeressäuger wie Kegelrobben, Seehunde und Schweinswale ist die Lage ernst. Und obwohl die Schadstoffbelastung durch Schwermetalle seit Mitte der 1990er Jahre stark zurückgegangen ist, bleibt der Anteil von reaktivem Stickstoff im Wasser nach wie vor ein großes Problem.

Warum ist reaktiver Stickstoff ein Problem?

Stickstoff wirkt für Algen und andere stickstoffliebende Wasserpflanzen wie Dünger und fördert deren Wachstum. Wenn diese Pflanzen dann absterben, werden sie von Bakterien und anderen Mikroorganismen zersetzt, wobei viel Sauerstoff verbraucht wird. Dieser Sauerstoff fehlt dann im Ökosystem wieder an anderer Stelle. Bodenlebende Tiere sterben, andere müssen sich neue Lebensräume suchen. Vielen Wasserpflanzen fehlt durch das vermehrte Algenwachstum das Licht, das sie selbst zum Wachsen brauchen, weil das Wasser infolge der Algenblüten so trüb ist.

Um den Zustand der Nord- und Ostsee im Blick zu behalten und langfristig zu verbessern, hat die EU im Jahr 2008 die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSLR) herausgegeben. Sie verlangt, dass die Mitgliedstaaten alle sechs Jahre den Umweltzustand der Meere prüfen und bewerten.

Die Ursachen des Problems in den Meeren liegen aber an einer ganz anderen Stelle: Landwirtschaft, Energiewirtschaft, aber auch Industrie, Verkehr und Abwasser tragen in unterschiedlichem Ausmaß zu der erhöhten Stickstoffkonzentration in Nord- und Ostsee bei. Die Landwirtschaft hat durch ihren Einsatz von Düngern einen größeren Anteil an diesem Problem als alle anderen Bereiche zusammen. Und obwohl in jedem dieser Bereiche schon seit Jahren Gegenmaßnahmen von Seiten der Politik ergriffen werden, ist das Ergebnis für unsere Meere noch immer nicht zufriedenstellend.

Um die aktuelle Situation zu verbessern, müssen vor allem die Politik und der Agrarsektor handeln. Doch auch jede'r Einzelne in diesem Land trägt zur Verbreitung von reaktivem Stickstoff bei - durch das persönliche Konsum- und Ernährungsverhalten.

Und an diesem Punkt kann jeder aktiv werden:

Tierische Lebensmittel haben eine schlechtere Stickstoffbilanz als pflanzliche. Wer also seinen Fleischkonsum reduziert, hat auch seinen Stickstoff-Fußabdruck verringert.

Waren müssen nicht unnötig weit transportiert werden. Wer regionale Produkte kauft, trägt zur Vermeidung von Güterverkehr bei.

Die Nutzung von verbrennungsfreier Energieerzeugung für Strom, Heizung und Warmwasser sowie die Nutzung von sparsamen Elektrogeräten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Stickstoffbilanz aus – vor allem aber auch auf den eigenen Geldbeutel!

Das Beispiel der Stickstoffbelastung zeigt: Das Thema Meeresschutz ist komplex. Es umfasst viele verschiedene Bereiche – und es geht alle an.

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